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Wie man eine tägliche Meditationspraxis zu Hause etabliert

  • Autorenbild: Evelyn Bierbach
    Evelyn Bierbach
  • 30. März
  • 5 Min. Lesezeit

Das Meditation eine gute Sache ist, wissen mittlerweile nicht nur Forscher und Meditierende. Die Artikel dazu sind im Übermaß zu finden. Aber wie immer ist es die tatsächlich Praxis, das Erfahren der Wirksamkeit, die dann den guttuenden und heilsamen Prozess auch tatsächlich einläutet.


Wie alle neuen Routinen, muss man sich dazu erst einmal eine gewisse Zeit willentlich disziplinieren, sich anstrengen. Ein neues Ritual zu etablieren braucht mindestens 14 Tage mal dran zu bleiben. Am Besten in einer Gruppe. Ich selbst gebe mir die Erlaubnis, einmal pro Woche auszusetzen, das macht, dass kein Druck entsteht.


Nun haben nicht alle, die eine Meditationspraxis beginnen wollen eine entsprechende gemeinschaftliche Möglichkeit wie das in Klöstern, Zen-Gruppen oder in Yogastudios eventuell der Fall sein kann. Vielleicht muss man aber auch seine Zeit frei von vorgegebenen Zeiten selbst nutzen, weil kleine Kinder im Haus sind, weil die Arbeitszeiten nicht passen, weil der Weg zu lang wäre…. Ich selbst mag Beides - die Energie der Gruppe und das mit mir alleine zu Hause meditieren.


Aber wie fängt man an? Mein Rat ist mit einer kurzen Zeit anzufangen und seinen Mindset auf erwartungsfrei aber neugierig einzustellen. Keine Erwartungen, dass man ruhig werden müsse, dass man nicht denken dürfe, dass kein sog. negativen Gefühle kommen sollen. Es ist eher ein Sitzen in Beobachtung. Ein beobachten der Gedanken, die so kommen und gehen (man kann sich selbst eher sagen „Ah das denke ich jetzt! Interessant. Ich denke aber dann später aktiv darüber weiter, jetzt sitze ich und atme.“ Und da ist auch schon der zweite hilfreiche Faktor: Immer wieder zum Atem zurück zu kehren. Ich sitze und atme und bin mir meines Atems gewahr. Nichts soll erreicht werden, ich setzte lediglich in Stille und kehre immer wieder in die Präsenz des Körpers und Atems und damit zum Jetzt und Hier zurück.


Zurück zum Anfang. Norman Fischer, ein Zen-Buddhist, schrieb in einem Essay, dass die Praxis, also auch das Etablieren, der Beginn der Praxis, am Abend zuvor beginnt. Das kann ich nur bestätigen. Vom Wecker stellen und es sich auch wirklich vornehmen, bis hin sich einen Platz schon vorbereitet zu haben. Ich selbst habe immer eine Matte oder einen Zabuton vor meinem Bett liegen, darauf ein Meditationskissen oder -bänkchen. Das alles in ruhiger Umgebung, keine Unordnung um den Meditationsplatz, das ist für die Praxis wichtig. Klarheit und Ordnung im Außen begünstigt Selbiges im Innen. Norman schreibt, dass er mit dem Gedanken einschläft sich zu fragen, ob er wirklich morgen eine halbe Stunde eher aufstehen will um zu meditieren. Und er antwortet sich selbst: „Ja, das will ich!“ Er frag sich noch einmal „Wirklich?“ und antwortet sich selbst „Ja, wirklich!“ Und dann kann es tatsächlich vorkommen, dass man, wenn es einmal spät wurde, schon am Abend die Antwort ändert in: „Eigentlich nicht, morgen werde ich mir eine halbe Stunde mehr Schlaf gönnen.“

Wenn man also weiß, dass es dreimal in der Woche spät wird und man seinen Schlaf braucht, dann nimmt man sich eben die anderen vier Tage vor zu meditieren. Nichts ist schlimmer als Druck.


Wenn ich morgens meditiere, dann tue ich das gleich im bequemen Outfit oder Bademantel. Ich schlafe kalt, so stehe ich als erstes auf und schließe das Fenster und drehe im Winter die Heizung hoch, dann tue ich was man so frühmorgens im Bad macht, längeres Duschen allerdings verschiebe ich auf nach der Meditation. Aber die Unterarme halte ich immer kurz unter kaltes Wasser. Und dann geht es schon auf das Kissen. Je nach Geschmack hat man sich vielleicht am Abend vorher schon ein Räucherstäbchen vorbereitet oder meditative Musik, oder eine Meditatitonsapp heruntergeladen. Einen Timer stehen zu haben ist auch eine gute Idee um nicht ständig auf die Uhr oder das Handy schauen zu müssen. So kann man sich die Zeiten vorprogrammieren. Vielleicht startest du mit 10 Minuten und landest irgendwann bei 30. Vielleicht merkst du, dass du relativ schnell dreißig Minuten sitzen willst.


Nimm dir also erst einmal vor, dass du für zwei Wochen meditierst, nicht gleich für den Rest deines Lebens. Und dann reflektiere, wie diese zwei Wochen der morgendlichen Meditation für dich waren. Wie ging es dir dabei und danach? Welchen Einfluss hatte die Meditation auf den Rest des Tages, der Tage. Womit hast du gehadert? Vielleicht kamen Selbstzweifel oder traurige Gedanken. Ich selbst bin auch dafür dankbar. Bringen sie mich doch mir selbst näher, geben sie mir doch die Möglichkeit mit mir selbst Mitgefühl zu üben, mich anzunehmen und darüber hinaus dann auch mit anderen nicht so strenge Gedanken zu haben. Es kehrt Demut ein. Demut, dass das Leben auch immer wieder leidvolle Zeiten bereit hält. Demut, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist. Demut, dass unser Leben endlich ist. Diese Demut wiederum ist die Quelle, die guten und schönen Dinge des Lebens sehen und wertschätzen zu können. Aber auch das ist kein Ziel von Meditation, weil Meditation an sich ziel- und erwartungslos ist.


Manchmal sind auch Imaginationen ein gutes Mittel in der Meditation, bestimmte Qualitäten zu (oder zurück zu-) gewinnen. Kraft und Stärke z.B. mit der Bergmeditation. Ich stelle mir einen Berg vor, verschmelze mit seinem Bild, werde Berg und borge mir die Eigenschaften eines Berges. Stabil, geerdet, präsent, kraftvoll, würdevoll. Oder ich stelle mir vor, dass ich vor einer unruhigen Schulklasse bzw mit den Kids zusammen meditiere. Das sah ich einmal in einer norwegischen Dokumentation. Der Lehrer meditierte mit seinen quirligen SchülerInnen, vielleicht 4, Klasse, die dann so berührend echt und verletzlich ruhig wurden. Dieses anmutige Bild prägte sich mir so ein, dass ich, wenn ich manchmal merke ich selbst bin zu unruhig oder ungeduldig mit mir, dass ich mir dann vorstelle, ich säße vor dieser Klasse und dann merke ich wie ich in meine volle und ruhige Präsenz kommen.


Auch nach so vielen Jahren ist Meditation für mich immer wieder unterschiedlich. Mal kann ich lange und in voller Ruhe sitzen, mal bin ich ungeduldig und es gibt auch Tage, an denen ich mein Morgenritual ausfallen lassen. Aber ich habe gelernt nicht mit mir zu hadern, mich immer wieder dieser wertvollen Praxis zu widmen und mich der Erkentnisse, der inneren Verbundenheit zu mir selbst und der Stille zu erfreuen. 


All das wollte ich einmal gerne teilen. Evelyn vom Ekatra 


P.S.: Wenn du auch gerne anfangen magst und die Kraft der Gemeinschaft für deinen Anfang nutzen möchtest, kannst du gerne ab 9. April 2025 über Zoom mit uns gemeinsam meditieren. Immer Mittwochs 6:45 Uhr. Wir fangen mit 15 Minuten an und steigern dann leicht. Immer mit einer kleinen Inspiration für den Tag. Zum Anmelden über: https://www.ekatra.de/aktuelles.html oder schreib einfach an. evelyn@ekatra.de

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