Puuuh. In der kollektiven Besprechung, was wohl ein gutes, neues Monatsthema (das gibt es jeden Monat im Ekatra) wäre, kam der Wunsch: Schreib doch mal etwas über Humor. So. Nun habe ich die Bescherung! Psychologie, Body-Work und Humor. Oder nenne ich es besser Heiterkeit? Freude? Freundlichkeit? Ich winde mich heraus. Humor. Und das auch noch in Zeiten, die gerade eher düster sind - Krieg, Klima .... Darf man da über Humor schreiben?
Gut. Ich wage mich heran, gerate in philosophisches Nachdenken und, da ist es schon wieder, in ernsthaftes Hinterfragen: Nehme ich, wenn ich heiter bin, alles kritiklos hin? Schiebe ich den Ernst des Lebens weg? Axel Hacke sagt dazu, dass es eher darum gehe, wie man mit dem Ernst des Lebens umgehe. Also - dürfen wir in schweren Zeiten und überhaupt sonst, dürfen wir lustig und lebensfroh sein?
Ich sag´s mal so: Willst du leiden, Opfer sein oder bleiben und krank werden, dann vermeide um jeden Preis Heiterkeit und Leichtigkeit! Das meine ich ernst!
Nun, Humor und Heiterkeit schaffen Distanz, die oft nötige, um nicht aus destruktiven Gefühlen heraus zu reagieren. Heiterkeit öffnet wieder den Blick, glättet die Zornesfalten und kann die Ursache sein, dass wir einander mit einem Lächeln und offenem Blick begegnen. Ich weiß von mir selbst, dass das nicht immer geht. Mit Sorgen im Bauch vergisst man dies möglicherweise. Da fällt mir eben ein Gespräch mit einer südkoreanischen Studentin ein, die ich zur Echtheit, der in diesen Gefilden oft gefühlt dauer-lächelnden Münder, befragte. Sie antwortete, dass niemand anderes die eigene schlechte Laune oder herunterziehende Gefühle verdiene und dass man diese durchaus auch zu Hause zeige, aber eben nicht in der Öffentlichkeit. „Warum soll ich andere Menschen negativ anstecken“? fragte sich mich ganz erstaunt. Auch ein Ansatz.
Zurück zu uns, nach Deutschland. Hier ist es da und dort anders herum. Ich und meine Kolleg*innen hören oft, sei es als Yogaunterrichtende oder als Musiker, wie schön die Stunde/das Konzert gewesen sei und ich möchte dann manchmal antworten „Ich sehe es nicht! Informieren Sie Ihr Gesicht!" Eigentlich doch schade, oder?
In buddhistischen Traditionen spricht man im Übrigen eher von heiterer Gelassenheit als von Humor. Desmond Tutu und der Dalai Lama sind lebendige Beispiele für ein ernsthaftes Eintreten für eine bessere Welt und eben dieser Heiterkeit, die kein Zynismus ist oder andere dumm dastehen lässt. Nein, das ist nicht gemeint. Sehr wunderbar zu sehen im Film „Joy“. Große Empfehlung!
So. Wie heben wir nun unsere Heiterkeitsblockaden auf? Zu allererst (jetzt rutsche ich mal in Ratgeberallüre und duze):Erlaube dir, wieder zu lachen und Dinge witzig zu finden. Ja, manchmal muss man sich so etwas wie eine Erlaubnis geben. Vielleicht wartet da und dort ein Fettnapf, aber das kann man wieder korrigieren. Interessanterweise gehört sogar Schadenfreude in die Klassifikation der guten Gefühlen. Warum sonst würden wir bei „Versteckter Kamera“ lachen?Zum zweiten: Lerne über dich selbst zu lachen! Iyengar, ein berühmter Yogi, soll einst gesagt haben: „Liebt, bemüht euch und dann lacht über eure Fehlschläge.“ Mit meinem Faible für Psychologie sehe ich da gleich drei Charakterstärken die mit Lebenszufriedenheit korrelieren: Die Fähigkeit zu lieben, Durchhaltevermögen/Ausdauer und Humor. Für mich übrigens ein wunderbares Trio. Menschen (und sich selbst) lieb haben zu können, an Dingen dran zu bleiben, auch wenn es manchmal zwischendrin haarig ist und dabei nie das Lachen zu vergessen.
Am Ende ist es wieder die Balance, beides gleichzeitig darf sein. Ich darf die Welt und mich ernsthaft hinterfragen, sehen, verbessern wollen und gleichzeitig verspielt und offen sein für die lustigen oder witzigen Dinge, die um uns herum geschehen.Also, weg mit den Heiterkeits-Blockaden! Weg mit zu viel Ich-Bezogenheit! Her mit dem Lachen-können-über-sich-selbst und her mit dem schönen Leben!
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